Unweit des traumhaften Gardasees befindet sich, inmitten wunderschöner Rebgärten, die Cantina Selva Capuzza. Das Weingut bewirtschaftet mit viel Enthusiasmus eine eigene Rebfläche von rund 30 Hektar. Dort gedeihen ausschließlich autochthone Rebsorten, aus denen elegante Weiß-, Rosé- und Rotweine gekeltert werden. All die edlen Gewächse bewirtschaftet Luca Formentini mit sehr viel Liebe. In einem Interview verrät uns der Winzer, zu welchem Wein er eine besonders emotionale Beziehung pflegt.
Das Weingut Selva Capuzza liegt im Norden Italiens, in der schönen Lombardei. Was macht die Region um das Weingut so einzigartig?
Denken wir an politische Grenzen, befinden wir uns natürlich in der Lombardei. Ich betrachte unser Weingut aber eher als Teil der Region um den Gardasee, der mit seinen 160 Kilometern Länge und 346 Metern Wassertiefe ein Wahrzeichen dieses Gebiets ist. Immerhin ist er auch der größte See Italiens. Die Gegend hier bezeichnen wir gerne als eine Art geografische Brücke, die das Kontinentalklima der Alpen mit dem maritimen Klima der Adria verbindet. Im Winter herrschen hier eisige Minustemperaturen, die Sommer wiederum sind geprägt von trockenen, heißen Tagen mit Temperaturen bis zu 38 °C.

Was ist denn an dem Weingut selbst so besonders?
Selva Capuzza ist ein beschaulicher Ort in der Mitte eines kapuzenartigen, natürlichen Amphitheaters vier Kilometer südlich des Gardasees. Die Hügel erstrecken sich dabei sanft in Richtung Wasser. Daher auch der uralte Name “Capuzza”. Und die Römer bezeichneten die einst unbewohnten, ländliche Gebiete als “Silvae” was in etwa “wilder Ort” bedeutet. Aufgrund dieser geografischen Lage sind wir morgens dem kalten Wind ausgesetzt, der von Norden nach Süden strömt. Am Nachmittag dreht der Strom seine Richtung und hilft mit seinem nunmehr warmen Wind dabei, unsere Weinberge trocken zu halten. Dadurch müssen wir mit weniger Schimmelpilzen und Parasiten kämpfen, was wir als glückliches Privileg ansehen.
Welche Philosophie steckt hinter der Arbeit des Weinguts?
Unsere Vision verfolgt einen holistischen Ansatz: die Einzigartigkeit dieses Ortes kombinieren wir mit der Erfahrung aus vier Winzer-Generationen und legen unseren Fokus auf die nachhaltige Entwicklung der sechs regionalen Rebsorten, die hier wachsen und denen wir zu ihrem vollen Potenzial verhelfen. Denn nur so können wir den reinsten Ausdruck der drei Appellationen erzielen, die sich hier überlappen. Alle unsere Weine werden aus unseren eigenen Trauben erzeugt. Der gesamte Prozess der Weinherstellung findet dank unseres Teams auf unserem Weingut statt – vom Anbau über die Vinifizierung bis zur Abfüllung. Die einzige Ausnahme machen wir bei der klassischen Degorgations-Methode, der sogenannten Flaschengärung, die mithilfe einer angemieteten Maschine im Keller stattfindet.

Lugana hat sich in den letzten Jahren zu einem richtigen Trend in der Weinindustrie entwickelt! Weshalb ist der frische Weiße bei Weinfans so beliebt?
Lugana ist ein Wein mit sprichwörtlich uralten Wurzeln und je nach Alter weist er unterschiedlichen Persönlichkeiten auf. In seiner Jugend zeigt er sich von seiner knackig-frischen Seite, im mittleren Alter gewinnt er dann an Charakter, Struktur und Mineralik, bis er nach langen gereiften Jahren seinen tiefen, komplexen und edlen Kern offenbart. Um Lugana in all seinen Facetten zu verstehen, bewahren wir alte Jahrgänge auf, um sie gegeneinander zu verkosten und den Reifeprozess zu erleben. Unsere ältesten Flaschen sind mehr als 20 Jahre alt. Als eine der wenigen weißen Rebsorten, die ein starkes Reifepotenzial mit sich bringen, macht diese Eigenschaft den Lugana zu einer soliden Wahl. Unser Tipp: Kauft drei oder mehr Flaschen von demselben Lugana, trinkt eine Flasche jetzt und vergesst die anderen am besten in einer dunklen Ecke eures Kellers. Nach ein paar Jahren verkostet ihr wieder und werdet feststellen, wie wandlungsfähig er sein kann. Wahrscheinlich ist dies einer der Gründe, warum Lugana mit seinem ehemals langweiligen Image heute zum neuen Trendwein avanciert ist. Die Menschen wollen weg vom Mainstream und entdecken den Lugana mit seiner unverwechselbaren Identität neu für sich. Unsere deutschen Freunde haben dies besonders früh erkannt. Und da ich selber großer Fan deutscher Tropfen bin, sehe ich das als gelungene Synergie.
Du bist nicht nur Inhaber der Cantina Selva Capuzza, sondern auch Teil des Consortio di Lugana. Was genau beinhaltet die Arbeit des Konsortiums?
Seit ich im Familienbetrieb anfing, habe ich einen Teil meiner Zeit für gemeinnützige Zwecke wie dem Consortio di Tutela geopfert. Zu der Zeit war ich mit 21 Jahren der jüngste Präsident eines Konsortiums und habe dann bis 2018 zwei Mandate als Präsident des Konsortiums Lugana verbracht. Das Konsortium ist im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums dafür verantwortlich, die Qualität und Identität der Ursprungsbezeichnung Lugana zu schützen. Daneben muss das Konsortium sowohl die Marke als auch deren Wachstum fördern.
Weshalb ist die Arbeit des Konsortiums so wichtig?
Hinter der Ursprungsbezeichnung Lugana steckt ein sehr wichtiges Konzept: sie vermittelt die gemeinsamen Werte der Region und die Wahrung dieser Werte ist unser oberstes Ziel. Die Mitglieder sind viel mehr als nur die Weinproduzenten: denn vom alteingesessenen Bürger aus der Region bis hin zum internationalen Konsumenten verdienen es jeder Genießer, dass der Wert dieser Ursprungsbezeichnung vor Betrug und unangemessener Verwendung geschützt wird. Dies bedeutet also, dass unter Einhaltung der bestehenden Produktionsregeln sichergestellt werden muss, dass jede Flasche Lugana aus dieser Region stammt.
Einige Winzer in der Region richten den Blick auf internationale Rebsorten.
Warum arbeitet Selva Capuzza ausschließlich mit heimischen Gewächsen?
Weil wir uns glücklich schätzen, in einer reichhaltigen Region mit solch kostbaren Schätzen zu leben. Wir wollen das Beste aus unseren heimischen Trauben herausholen und der Region damit helfen, ihre unvergleichliche Identität zu bewahren. Mit unserer ständigen Suche nach den bestmöglichen Methoden für unseren ökologischen Weinbau gelingt es uns dann Tag für Tag mehr, das Land, die Natur und den Wert unserer Region zu schützen.

Und welcher ihrer Weine gehört zu ihren ganz persönlichen Lieblings-Schätzen?
Mit Campo del Soglio fühle ich mich emotional am meisten verbunden, denn jeder Wein entspringt zunächst einer ätherischen Idee, die sich allmählich zur starken Vision entwickelt. Und so verhält es sich auch beim Namen und dem Etikett. Der Campo del Soglio ist die flüssig gewordene Essenz unserer Vision. Er war der erste Wein, den ich kreierte, als ich anfing im Weingut zu arbeiten. Der erste Wein, der von uns einen Namen erhielt. Und auch der erste Wein, den wir erfolgreich von einer kleinen Appellation, die kurz vor dem Aussterben war, erzeugt haben. Jetzt arbeiten wir hart daran, die nationale und internationale Aufmerksamkeit auf diesen Wein zu lenken.
Unsere Empfehlung
Selva Capuzza Lugana San Vigilio DOC 2020
In weichem, sonnigem Strohgelb mit lindgrünen Reflexen grüßt der Selva Capuzza Lugana San Vigilio aus dem Glas. Das angenehm zarte, frische Bukett betört mit Birne, grünem Apfel, gelbem Pfirsich, Mirabelle, Pflaume, Banane, Zitrone, Mandarine und Grapefruit. Hinzu gesellen sich Heu, Wiesenblumen, zerdrückte Wildkräuter, Salbei, Minze, Magnolienblüte, Apfelblüte, Bienenhonig, Mandel und mineralische Anklänge. Freut euch auf einen frischen, saftigen, lebhaften, unkomplizierten, animierenden Trinkspaß; harmonisch, zart cremig und geschmeidig; mit feinem Schmelz, dezenter Fruchtsäure und reizvoller Mineralik. Die Aromen aus der Nase werden durch Trockenobst und Ingwer bereichert. Im langen, frischen Nachhall entzücken herb-würzige Kräuter und weiße Mandeln.
Dies ist ein Lugana reinster, ursprünglicher, klassischer Ausführung. Wir lieben diese Interpretation! Übrigens, obwohl die Köstlichkeit vom Gardasee schon jetzt begeistert – wenn ihr sie noch einige Jahre in den Keller legt, wird sie an Tiefe und Komplexität noch gewinnen!