Weinlese 2022 – Was bringt der neue Jahrgang?

Ein kühler Wind weht um die Nase, die Feldwege sind feucht vom Regen und es riecht nach frisch geernteten Trauben. Wer in den letzten Tagen an einem Weinberg vorbeigekommen ist, hat vermutlich den intensiven Geruch der Weinlese 2022 wahrgenommen. Die Traubenlese hat dieses Jahr aufgrund des heißen Sommers sehr früh begonnen und wird Anfang Oktober vielerorts schon abgeschlossen sein. Je nach Rebsorte und gewünschtem Stil variiert jedoch der Zeitpunkt der Lese. Für Winzerinnen und Winzer sind die Bestimmung des Lesebeginns und die darauf folgenden, sehr arbeitsintensiven Wochen Jahr für Jahr eine große Herausforderung. Aber wie steht es eigentlich um den aktuellen Jahrgang?

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Eine erste Einschätzung des aktuellen Jahrgangs

Mit einer Höchsttemperatur von 40,1 °C im Sommer 2022 hatten einige Winzer:innen bereits Angst vor einem Ernteausfall. Glücklicherweise haben sich die Sorgen als unbegründet erwiesen. Laut Statistischem Bundesamt wird die Weinernte dieses Jahr sogar höher als in den vergangenen Jahren ausfallen. Konkret wird mit knapp neun Millionen Hektolitern Weinmost gerechnet. Das entspricht einem Plus von etwa vier Prozent zum Vorjahr. Trotzdem gibt es in einigen Gebieten Ernterückgänge durch die extremen Wetterbedingungen. Insbesondere der Riesling, der sich durch seine frische Säure auszeichnet, hat mancherorts unter dem warmen Sommer gelitten.

Die Weinlese 2022 ist im vollen Gange
Die Weinlese 2022 ist im vollen Gange.

Die Herausforderungen der Weinlese 

Unsere Winzer:innen müssen sich auch in diesem Jahr vielen Herausforderungen stellen, aber wie sie bereits in den letzten Jahren gezeigt haben, sind sie diesen Herausforderungen durchaus gewachsen. Sicherlich habt ihr auch schon ein Glas des gelungenen 2021er Jahrgangs genossen und konntet euch so von dem Können eurer Lieblingswinzer:innen überzeugen. In der Regel entscheiden die letzten Wochen vor dem Beginn der Lese über die Qualität des Weins. Ein trockenes und warmes Wetter ist in dieser Periode des Weinjahres ideal. Für eine gelungene Weinlese kommt es zudem auf die genaue Bestimmung des Lesebeginns, die rasche Durchführung der Ernte und die präzise Selektion der Trauben an. 

Das Wetter

Nach einem heißen Sommer, der Weinreben mit reifen und kompakten Trauben hervorgebracht hat, kommt nun der kühle und feuchte Herbst. Nicht selten mit viel Regen, den die durstigen Beeren gierig aufsaugen. Durch die Aufnahme des Wassers schwellen die Trauben an und der Platz am Rebstock wird knapp. Die Folge sind aufplatzte Trauben, die der Fäulnis die Türe öffnen. Breitet sie sich zu schnell aus, gerät die gesamte Ernte in Gefahr.

Regen auf den Weintrauben zur Erntezeit
Regen auf den Weintrauben zur Erntezeit

Im Wettlauf mit der Zeit

Um negative Einflüsse wie Fäulnis zu vermeiden, müssen Winzerinnen und Winzer mit ihrem Leseteam vor allem schnell sein. Die Erntezeit ist keine Erholungszeit. Je schneller die Ernte eingefahren wird, desto homogener ist die Qualität der Trauben und desto geringer das Risiko von Schäden durch Wetter oder Wildfraß. Je nach Größe des Weinguts gilt dies für mehrere Weinberge und verschiedenste Lagen gleichzeitig. Trotz des hohen Drucks und der Nervosität muss jetzt auf eine behutsame Selektion der Trauben geachtet werden. Je nach gewünschter Qualität oder mikroklimatischer Gegebenheiten bestimmter Parzellen, sind mehrere Erntedurchläufe erforderlich. Eine erfolgreiche Weinlese ist somit vor allem eine logistische Herausforderung im Wettlauf mit der Zeit. 

Worauf wir uns freuen

Exakte Aussagen zum 2022er-Jahrgang kann man jetzt noch nicht treffen, aber die aktuellen Prognosen stimmen uns insgesamt positiv. Der heiße und sonnenreiche Sommer hat in Deutschland für vollreife Trauben mit hohem Zuckergehalt gesorgt. Auch bei spät reifenden Rebsorten wie dem Riesling. Warme Tage und kühle Nächte sind vor allem in höher gelegen Rebanlagen verantwortlich für ausgeprägte Fruchtaromen. Mit großer Vorfreude erwarten wir daher vollmundige Rotweine mit ausgeprägter Frucht und saftige Weißweine mit milder Säure. 

Winzer bei der Weinlese
Winzer bei der Weinlese

Von französischen Rebsorten wie Syrah, Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc, die aus einem heißeren Klima kommen und unter deutschen Winzer:innen immer beliebter werden, dürfen wir besonders schmackhafte Weine erwarten. Beispielsweise von unseren beliebten Winzern Markus Schneider, Oliver Zeter und dem Weingut Knipser. 

Besonders gespannt sind wir auf die 2022er Rieslinge von Mosel, Pfalz und Nahe. Denn der letzte sehr heiße Jahrgang 2018 hat uns mit besonders aromatischen und ausdrucksstarken Rieslingen aus diesen Weinbauregionen verwöhnt. 

Die feuchte Witterung zum Ende der Hauptlese im September hat den Botrytis-Druck erhöht, was möglicherweise höheren Prädikaten wie Auslese, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese zugutekommen könnte. Wir sind also mehr als gespannt auf den 2022er-Jahrgang und die neuesten Kreationen unserer Winzer:innen aus Deutschland. 

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