Das Schloss Johannisberg im Rheingau ist nicht einfach nur ein Weingut, sondern ein Denkmal der deutschen Weingeschichte und Zeitzeuge von über 300 Jahren ungebrochener Riesling-Kultur. Die weiße Traube zählt zu den edelsten Weißwein-Rebsorten der Welt und gilt als eine der ältesten überhaupt. Sie hat den deutschen Rheinwein weltweit bekannt gemacht. Ihre Ursprünge sind eng mit dem Schloss Johannisberg verbunden, dem ältesten Riesling-Weingut der Welt.

Die Geschichte des Weinguts
Seit 1200 Jahren wird auf dem majestätischen Weinberg oberhalb des Rheins in Geisenheim Wein angebaut. Im Jahr 817 erwarb Kaiser Ludwig der Fromme hier Rebflächen von der Abtei Fulda. Der Name Johannisberg stammt aus dem Jahr 1130 – damals wurde das kurz zuvor errichtete Kloster auf der Hügelkuppe selbständige Abtei. Während des Mittelalters wurde die Anlage beinahe vollständig zerstört. Nur der Abteikeller, in dem sich heute die berühmte ‘Bibliotheca Subterranea’ befindet, blieb erhalten.
Der Bau des heutigen Schlosses begann 1716. Vier Jahre später wurde die gesamte Großlage Schloss Johannisberg mit Riesling bestockt, was damals weltweit einmalig war.
Die 900 Jahre alten Kelleranlagen des ehemaligen Klosters wurden tief in den Berg gegraben und beherbergen heute die Rieslinge des Hauses. Dicke Wände aus Naturstein und die Tiefe des Kellers sorgen für niedrige und gleichbleibende Temperaturen. Hohe Luftfeuchtigkeit, Dunkelheit und Ruhe bieten hier optimale Bedingungen, um die kostbaren Weine über viele Jahre zu lagern. In der ‘Bibliotheca Subterranea’, der Schatzkammer des Schlosses, lagern 25.000 Weine aus allen großen Jahrgängen. Und das ab dem Jahrgang 1748.

Was zeichnet das Schloss Johannisberger Terroir aus?
Das Terroir der Monopollage Schloss Johannisberg ist für die Königin der weißen Rebsorten wie geschaffen. Seit 1720 konzentriert man sich deshalb ausschließlich auf die Sorte Riesling. Die etwa 50 Hektar umfassende Lage ist exakt nach Süden ausgerichtet und genießt mit rekordverdächtigen 1.700 Stunden im Jahr eine ideale Sonneneinstrahlung. Mit seiner geometrischen, perfekten Rundung liegt der Berg da, wie gemalt. An seinem höchsten Punkt misst er 182 Meter, mit 45 Grad Hangneigung.
Es handelt sich bei der Lage Johannisberg um einen dem Taunus Gebirge vorgelagerten Quarzit Hügel, der von einer Löss-Lehm-Auflage bedeckt ist. Die Böden bieten hier ausgezeichnete Drainage und gute Belüftung – beste Voraussetzungen für ein tiefes Wurzelwachstum der Reben.
Der Rhein, der am Fuße des Weinbergs entlangfließt, reflektiert die Sonnenstrahlen und dient über das gesamte Jahr als idealer Wärmespeicher. Mitten durch den Weinberg verläuft der 50. Breitengrad, der für den Anbau von Riesling ideal geeignet ist. Durch die großen Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperatur werden die geschmacklichen und aromatischen Komponenten der Riesling-Trauben maximal herausgebildet. Unter den Aspekt Terroir fällt auch die Wahl der Holzfässer für den Ausbau der Rieslinge. Sie werden aus den Eichen des angrenzenden Schlosswaldes gefertigt.

Die Erfindung der Spätlese
Als die Domäne noch zum Hochstift Fulda gehörte, war es üblich, dass die Mönche eine Probe reifer Trauben per Reiterbote zum Fürstbischof nach Fulda entsandten, um die Erlaubnis zur Lese einzuholen. Im Jahr 1775 kehrte der entsandte Reiter jedoch erst mit einigen Wochen Verspätung zum Schloss Johannisberg zurück. Die Mönche glaubten ihre Ernte schon verloren, als sie die Trauben überreif und verschrumpelt an den Reben hängen sahen. Halbherzig lasen und kelterten sie die Trauben dennoch und siehe da – es entstand ein Wein von ungeahnter Köstlichkeit. Die Spätlese war geboren. Noch heute zeugt das Denkmal des Spätlesereiters im Hof des Schlosses von diesem segensreichen Ereignis.
Exkurs: Was ist eine Spätlese?
Überreife Trauben, die einige Wochen nach der regulären Lese geerntet werden, sind die Grundlage der Spätlese. Im deutschen Weinrecht hat das Prädikat Spätlese seinen Platz zwischen den Prädikaten Kabinett und Auslese. Weinrechtlich ist klar geregelt, welche Voraussetzungen bezüglich Lesezeitpunkt und Traubenreife erfüllt werden müssen, damit das Prädikat Spätlese vergeben wird. Das Mostgewicht – also der Zuckergehalt der Trauben – muss mindestens 85 Grad Oechsle betragen. Das heißt, die Trauben müssen bei der Lese einen Zuckergehalt von etwa 195 Gramm pro Liter aufweisen. Spätlese-Weine können sowohl trocken als auch lieblich ausgebaut werden, enthalten aber im Unterschied zu Weinen aus früher gelesenen Trauben mehr Frucht, Fülle und Reife sowie eine mildere Säure.

Wie entstehen die Riesling-Weine auf Schloss Johannisberg?
Um die hohen Ansprüche an Qualität und Einzigartigkeit zu erreichen, wird auf Schloss Johannisberg nach strengen Richtlinien gearbeitet. Alle Trauben werden naturnah und ausschließlich in der Monopollage Schloss Johannisberg angebaut. Durch die sogenannte Grünlese wird der Ertrag reduziert. Das heißt, unreife Trauben werden abgeschnitten, damit die Rebe ihre Kraft auf die verbleibenden Trauben konzentrieren kann. Bei der rein händischen Lese werden die Trauben mit dem gewünschten Reifegrad streng selektiert und in intaktem Zustand auf schnellstem Wege in den Keller gebracht. Die Gärung findet je nach Riesling-Typ entweder in Edelstahltanks oder in großen Eichenholzfässern statt.
Was hat es mit den farbigen Kapseln auf sich?
In den traditionellen Riesling-Weinbaugebieten Rheingau und Mosel gibt die Farbe der Kapsel häufig Aufschluss über den Süßegrad des Weins. Das Schloss Johannisberg verfügt über ein eigenes Farbschema. Aber was steckt eigentlich hinter den farbigen Kapseln und den ungewöhnlichen Namen? Zunächst unterscheidet man auf Schoss Johannisberg zwischen trockenen und feinherben bis edelsüßen Weinen. So erkennt man trockenen Johannisberger Riesling aufsteigender Intensität an folgenden Bezeichnungen und den entsprechenden Kapselfarben: Gelblack, Bronzelack, Silberlack und Goldlack. Die übrigen “Lacke” entsprechen den deutschen Prädikaten:
- Rotlack: Kabinett
- Grünlack: Spätlese
- Rosalack: Auslese
- Purpurlack: Beerenauslese
- Violettlack: Eiswein
- Blaulack: Trockenbeerenauslese

Welcher ist der bestbewertete Riesling vom Schloss Johannisberg?
Der trockene Riesling Goldlack von 2019 wurde kürzlich von dem renommierten amerikanischen Weinkritiker James Suckling mit 100 von 100 Punkten bewertet. Diese Höchstbewertung erhalten nur Weine, die in ihrer Kategorie quasi perfekt sind. Am 2019er Goldlack lobt der Kritiker den anachronistischen Stil, der von einer unvergleichlichen Kombination aus Cremigkeit, trockener Seidigkeit und oxidativen Anklängen geprägt ist.

The magnificent winery overlooking the Rhine River has been making only riesling since 1720, and the Schloss Johannisberg Riesling Rheingau Goldlack Trocken 2019 will be remembered as one of its greatest dry rieslings ever.
James Suckling , amerikanischer Weinkritiker
Die 2019er Grünlack Spätlese wurde 2020 mit 100 von 100 Suckling Punkten ausgezeichnet. Sie ist einer der Klassiker des Schlosses Johannisberg und wird seit dem geschichtsträchtigen Jahr 1775 erzeugt. Der Grünlack ist ein eleganter und geschliffener Riesling mit delikaten, tropischen Aromen. Auch die 2019er Blaulack Trockenbeerenauslese wurde 2020 von Suckling mit raren 100 Punkten bedacht. Sehr hohe internationale Kritikerbewertungen zwischen 91 und 100 Punkten sind auch für alle anderen Rieslinge des Hauses die Regel.

Was macht den Rheingau Riesling vom Schloss Johannisberg so einzigartig?
Die Rieslinge von Schloss Johannisberg sind noch heute von der Stilistik geprägt, die dem Rheingau vor über 100 Jahren zu weltweitem Ruhm verholfen hat. Auf den Weinkarten internationaler Gourmet-Restaurants und Luxus-Hotels stellten damals Rheingauer Rieslinge französische Spitzengewächse aus Bordeaux und Burgund preislich in den Schatten. So kostete eine Flasche Schloss Johannisberg aus dem Jahr 1921 in den 1940er Jahren 40 Dollar, wogegen ein Château Margaux aus Bordeaux oder ein heute unbezahlbarer Romanée-Conti aus dem Burgund für unter 10 Dollar zu haben waren.
Aber was ist eigentlich das besondere am Riesling aus dem Rheingau? Es war und ist seine enorme Vielfalt an Aromen und Stilistiken, die von knochentrocken, frisch und säurebetont bis zu honigsüß, cremig und opulent ein ganzes Geschmacksuniversum zu bieten haben. Das Schloss Johannisberg bringt mit jeder Flasche Riesling die Eigenheiten seiner Herkunft präzise zum Ausdruck. All seine Weine sind geschliffen in der Aromatik und geschmacklich intensiv. Außerdem profitieren sie von einer langen Flaschenreife. Vom erfrischend belebenden Gutswein bis zur raren, vollmundigen Trockenbeerenauslese begeistern sie mit Handwerkskunst und Winzer-Leidenschaft.
‚,Die besten Weine von Schloss Johannisberg sind außergewöhnlich kräftig, körperreich und langlebig, mit allen guten Eigenschaften eines klassischen Rieslings aus einer hervorragenden Lage. Ich trank einst einen 1870er Jahrgang, der nach einem ganzen Jahrhundert immer noch voller Kraft war und mich die Spuren seines ursprünglichen Aromas spüren ließ.“
Hugh Johnson, Enzyklopädie der Weine
Wie werden die Lagen vom Schlosss Johannisberg klassifiziert?
Als Gründungsmitglied des VDP – Verband Deutscher Prädikatsweingüter – ist das Weingut seit 1910 maßgeblich an der Festlegung und Pflege der besten deutschen Weinlagen Deutschlands beteiligt. Die VDP-Klassifizierungen von Spitzenlagen orientieren sich an der Qualitätspyramide der Weinbauregion Burgund, dem am höchsten angesehenen Weinbaugebiet der Welt. So entspricht die VDP.Grosse Lage® dem burgundischen Grand Cru, während die VDP.Erste Lage® mit Premier Cru-Lagen gleichgesetzt wird. Die Monopol-Lage Schloss Johannisberg ist als VDP.Grosse Lage® klassifiziert und entspricht somit der höchsten Kategorie. Im 19. Jahrhundert wurden Schloss Johannisberger Rieslinge sogar mit dem Aufdruck ‘First Growth’ exportiert, der Spitzen-Klassifizierung der fünf besten Châteaux aus Bordeaux.


Schloss Johannisberg Riesling Gelblack trocken 2021
Ein Parade-Riesling des gesamten Rheingaus. Der Gelblack spiegelt sein Terroir mit viel Frucht und aromatischer Vielfalt brillant wider. Intensive Aromen von reifen Aprikosen und Pfirsichen werden um zarte Kräuternoten ergänzt. Ein feiner Säurenerv sorgt für Saftigkeit, unterstrichen von Quarzit-Mineralik. Elegant, intensiv und voller Klarheit. Ein Klassiker, der perfekt zu sommerlichen Salaten, Fisch und Meeresfrüchten passt.

Schloss Johannisberg Riesling Bronzelack trocken 2020
Opulenz und Präzision kennzeichnen diesen Weltklasse-Riesling. Gelbe Steinfrucht, Mandarine und Zitrus werden von würzigen Kräutern und duftenden Blüten ergänzt. Am Gaumen bietet er saftigen Trinkfluss par excellence mit vitaler Säure, Fülle und Schmelz. Eine salzige, lebendige Mineralik begleitet bis ins elegante und lange Finish. Ein ausgezeichneter Begleiter zu diesem fassgereiften Riesling sind Krustentiere und leichte Asia-Gerichte.

Schloss Johannisberg Riesling Rotlack Kabinett 2018
Der Rotlack bildet die Welt der Schloss Johannisberg Rieslinge facettenreich ab. Sein fülliges Bukett erinnert an Pfirsich, Zitronenabrieb, sowie getrocknete Kräuter und Beeren. Am Gaumen präsentiert er sich perfekt ausbalanciert! Süße, Säure und Sortencharakter reichen sich die Hand. Gesteinsnoten und eine tiefgründige Mineralität durchdringen die volle Frucht. Der halbtrockene Riesling wurde im Eichenholzfass ausgebaut. Er passt perfekt zu Fisch und Geflügel, auch vom Grill.