Pinot Grigio ist für viele Weintrinker:innen ein Synonym für unkomplizierten Weingenuss. Sein italienischer Name verleiht dem allgegenwärtigen Weißwein einen Hauch von Dolce Vita und Urlaubsflair.
Nicht die Herkunft, sondern die Rebsorte steht beim Pinot Grigio im Vordergrund. Trotz seiner rötlichen, silbrig schimmernden Erscheinung, der er seinen Namen verdankt, gehört er zu den weißen Trauben. In Frankreich nennt man ihn Pinot Gris und in Deutschland Grauburgunder. Aber wo liegen da eigentlich die Unterschiede?
Woher kommt der Grauburgunder?
Der Grauburgunder hat seine ursprüngliche Heimat in Frankreich, wo der Graue Burgunder seit dem 14. Jahrhundert bekannt ist. Es handelt sich bei dieser weit verbreiteten Rebsorte um eine Mutation des Pinot Noir. Vermutlich kam sie aus dem Burgund oder der Champagne nach Deutschland, wo sie zunächst unter dem Namen Ruländer bekannt wurde.
In den sonnenreichen Weingärten am Kaiserstuhl und im Elsass lieferte sie besonders schmackhafte Weine und verbreitete sich von dort aus erfolgreich weiter. Heute wird sie in allen nordeuropäischen Weinbaugebieten kultiviert. Die größten Rebflächen befinden sich im Norden Italiens, vor allem im Veneto. Wer Pinot Grigio sagt, meint in der Regel Pinot Grigio delle Venezie.

Die Rebsorte Grauburgunder
Mit ihrer dünnen Schale und einer relativ frühen Ausreifung gilt die Rebsorte als sensibel und schwierig im Anbau. Im Frühjahr können ihr Fröste zusetzen, während sie im Herbst von Regen und Feuchtigkeit bedroht wird.
Ihrer Anfälligkeit für Fäule verdankt sie aber auch einen ganz eigenen Stil. So entsteht aus sehr reifen und von der Edelfäule ‘Botrytis cinerea’ befallenen Trauben mitunter ein edelsüßer Wein. Im Elsass bereitet man aus hochreifen Trauben füllige ‘Vendanges tardives’ – Spätlesen mit einem mehr oder weniger großen Anteil edelfauler Trauben.
Eine frühere Lese und die Verarbeitung von gesundem Traubengut führt zu dem heute weit verbreiteten, trockenen Stil mit Fokus auf knackige Frische. Die sensible Rebsorte verlangt viel Feinfühligkeit in Weinberg und Keller.
Kalkhaltige Böden mit südlicher Ausrichtung sind in nördlichen Weinbauregionen eine Voraussetzung für gesundes und reifes Lesegut. Bei der Lese und später im Keller muss darauf geachtet werden, die dünnen Schalen nicht zu verletzen, um ein vorzeitiges Austreten des Safts zu verhindern.

Pinot Gris
Die unterschiedlichen Namen der gleichen Rebsorte – Pinot Gris, Pinot Grigio, Grauburgunder und Ruländer – sind nicht einfach Synonyme, sondern stehen für landestypische Weinstile. In Frankreich, seiner ursprünglichen Herkunft, wird der Pinot Gris hauptsächlich im Elsass angebaut.
Der Pinot Gris d’Alsace gehört zu den edlen Rebsorten der Weinbauregion und ist für seine körperreiche und vollmundige Charakteristik bekannt. Elsässer Pinot Gris duftet zurückhaltend und verströmt ein komplexes Bukett mit rauchigen Noten und Aromen von Aprikose, Trockenobst und Honig. Dank seiner Stoffigkeit wird er mitunter zu reichhaltigen Gerichten mit Wild und Ente oder auch zu Schweinebraten gereicht.

Grauburgunder
Deutscher Grauburgunder wird mittlerweile meist trocken ausgebaut und hat den Ruländer – eine häufig süße Spielart des Grauburgunders aus Baden und der Pfalz – fast vollständig verdrängt. Eine kernige Charakteristik mit fruchtbetonter Frische ist mittlerweile typisch für gängige Grauburgunder aus deutschen Landen. Aromen von Äpfeln, Birnen, Zitrusfrüchten und Nüssen sorgen für einen saftigen und sommerlichen Weißweingenuss. Je nach Ausbau verfügt der Grauburgunder über eine ausgeprägte Cremigkeit. Er passt wunderbar zu Speisen aus hellem Fleisch und delikatem Flussfisch. Der Großteil der Grauburgunder-Reben wächst in den Weinbergen Rheinhessens und der Pfalz.

Pinot Grigio
Pinot Grigio stammt größtenteils aus dem Veneto im Nordosten Italiens. Seit 2017 vereint die Appellation DOC Pinot Grigio delle Venezie die Weinbauregionen Veneto, Friaul und Trentino unter einem Dach. Strengere Regularien sorgen seitdem für eine Steigerung der Qualität des vormaligen IGT-Gebiets. Exzellenter Pinot Grigio wird auch in Südtirol gekeltert. Die Stilistik eines typischen Piniot Grigio lässt sich mit den Attributen trocken, frisch und harmonisch zusammenfassen. Sein fruchtbetonter Duft und seine delikate Aromatik machen ihn zu einem typischen Sommerwein. Ob als Aperitif zu frischen Antipasti oder zu Pizza und Pasta, ein Pinot Grigio passt fast immer.
Das Zusammenspiel alpiner und mediterraner Einflüsse macht Südtirol zu einem perfekten Anbauort für Pinot Grigio. Auf den Kalkverwitterungsböden nahe der Ortschaft Kaltern fühlt er sich besonders wohl. Florian Brigl vom Weingut Kornell baut dort auf einer Höhe von 400 Metern über dem Meeresspiegel die Trauben für seinen Pinot Grigio ‘Gris’ an. Dank südöstlicher Ausrichtung des Weinbergs und größter Achtsamkeit in der Weinbereitung, steht seine Interpretation der beliebten Rebsorte für ein besonders elegantes und lebendiges Weißweinerlebnis.

Kornell Gris Pinot Grigio 2021
In kräftigem Strohgelb mit bernsteinfarbenen Reflexen präsentiert sich der Südtiroler Pinot Grigio im Glas. Ein einladender Duft von Kaiser-Alexander-Birne, gelbem Pfirsich und etwas Kokos verwöhnt die Nase. Komplexe Aromen von herber Zitronenmelisse und Wildblumenheu spielen mit einer tiefgründigen Mineralität, die der Wein den Kalkverwitterungsböden in Kaltern verdankt. Am Gaumen schön reichhaltig und gut strukturiert, mit mineralischer Finesse. Volle Frucht und saftiger Schmelz erfreuen im langen Nachhall.