Möchtest du einmal Urlaub in Süditalien machen? Oder warst du sogar schon mal dort? Eine von beiden Optionen trifft vermutlich auch auf dich zu. Für Abenteurer:innen bietet der Süden Italiens Wanderungen in Wasserschluchten und Vulkan-Erkundungen. Geschichtsinteressierte können das Tal der Tempel und weitere archäologische Fundstücke bestaunen. Und Erholungsurlauber können sich zwischen Adria und Mittelmeer verwöhnen lassen. Doch das Ende des Tages lässt man besten mit einem Glas Wein ausklingen. Denn die Weine aus Süditalien begeistern so ziemlich jeden.
Essen, Wein und Sonne
Der Süden Italiens ist mehr als nur eine traumhafte Urlaubsregion. Die kulinarische Hochburg eignet sich hervorragend für die Landwirtschaft und so entstehen hier neben kaltgepresstem Olivenöl und würzigem Käse auch leckere Weine. Berühmt sind auch die Tomaten, allen voran die kleine und besonders süße Sorte San Marzano.

Süd- oder Unteritalien ist auch unter dem Namen Mezzogiorno bekannt, was so viel wie „Mittag” heißt und auf den hohen Stand der Sonne verweist. Im Gegensatz zum Norden Italiens ist der Süden wirtschaftlich deutlich geringer entwickelt. Das liegt unter anderem an den geringen Rohstoffvorkommen und der Ausbeutung durch den Norden nach der italienischen Einigung. Dazu kommen eine schlecht ausgebaute Infrastruktur und die organisierte Kriminalität. Umso erstaunlicher ist es, mit welchem Qualitätsanspruch Winzer:innen hier Ausnahme-Weine hervorbringen.
Die italienischen Weinregionen und ihre Besonderheiten
In allen 20 Regionen des Weinlands Italien wird Wein angebaut. Davon befinden sich sechs in Süditalien.
Apulien
Apulien – auf Italienisch „Puglia” – bildet den Absatz des italienischen Stiefels. Mit etwa hunderttausend Hektar Rebfläche gehört die Region zusammen mit Sizilien und Venetien zu den größten Weinbaugebieten Italiens. Lange wurde ein Großteil der Ernte exportiert, für Wermut genutzt oder zu Traubenmostkonzentrat weiterverarbeitet. Zum Glück haben mittlerweile viele Winzer:innen das Potenzial ihrer Weinberge erkannt und keltern hervorragende Weiß- und Rotweine, die sich weltweit zunehmender Beliebtheit erfreuen. Bei den Rotweinen dominieren autochthone Rebsorten, wie der in Deutschland sehr beliebte Primitivo.

Kalabrien
Gegenüber von Apulien, auf dem Ballen des italienischen Stiefels, liegt Kalabrien. Falls du schon einmal dort warst, kannst du dich sicherlich an die traumhafte zerklüftete Berglandschaft erinnern und dir vorstellen, dass es hier gar nicht so leicht ist Wein anzubauen.
Spannend ist auch, dass in der 25.000 Hektar großen Weinregion drei Klimazonen nebeneinander existieren. Während am Ionischen Meer hohe Temperaturen mit wenig Niederschlag vorherrschen, sind die Weinberge am Tyrrhenischen Meer von subtropischem Klima mit kühlen Höhenlagen, in denen im Winter Schnee fällt, geprägt. Der bekannteste Wein aus Kalabrien ist der Cirò DOC aus dem gleichnamigen Weinbaugebiet. Er wird aus den alten Rebsorten Greco und Gaglioppo erzeugt und gilt ist sehr gehaltvoll und körperreich. Es gibt ihn in allen drei Weinfarben.
Kampanien
„Neapel sehen und sterben” – wer einmal in die Stadt an der Amalfiküste, am Fuße des Vesuvs, gereist ist, weiß, wovon wir sprechen. Die Hafenstadt und Metropole Neapel ist das Zentrum der vielseitigen Region Kampanien im südlichen Italien. Kampanien zählt zu den ältesten Weinregionen Italiens. Die vulkanisch geprägten Böden sind reich an Mineralien und eignen sich perfekt für den Anbau alter einheimischer Rebsorten. DOCG-Weine wie der
Fiano di Avellino, der Greco di Tuffo oder der Taurasi aus der Aglianico-Traube genießen weltweit hohes Ansehen unter Weinkenner:innen. Wenn ihr mehr über diese spannende Region lernen möchtet, findet ihr hier einen umfangreichen Artikel von uns.

Basilikata
Die kleine Weinbauregion Basilikata galt lange Zeit als das Armenhaus Italiens. Nicht zuletzt wegen des Buchs „Jesus kam nur bis Eboli” von Carlo Levi und der bis ins 20. Jahrhundert von Elend geprägten Höhlensiedlungen von Matera. Mittlerweile steht die pittoreske Altstadt von Matera unter dem Schutz der UNESCO und war 2019 Europäische Kulturhauptstadt. Wein – vor allem Rotwein – wird in der Basilikata bereits seit der Antike angebaut. Auf den Böden des erloschenen Vulkans Vulture gedeiht der viel gepriesene Aglianico del Vulture in rekordverdächtigen Höhenlagen von bis zu 1000 Metern über dem Meeresspiegel. Die besten Rotweine der Basilikata gelten als langlebig und elegant.
Sizilien
Sizilien gilt als die Wiege des Weins. Auf der Mittelmeerinsel wird bereits seit 2600 Jahren Wein angebaut. Noch bevor es Wein auf dem italienischen Festland gab, widmeten sich griechische Siedler hier bereits dem Weinbau. Wer schon mal auf Sizilien war, kennt das mediterrane, sonnenreiche Klima der Mittelmeerinsel. Sehr unterschiedliche Böden und Mikroklimata sorgen für eine große Vielfalt verschiedenster Weine.
Zuletzt macht die Weinbauregion rund um den Ätna unter Weinfreaks von sich reden. Auf kargen, dunklen Böden entstehen dort säurebetonte und mineralische Rotweine aus der Rebsorte Nerello Mascalese. Bekannter ist sicherlich der Nero d’Avola, aus dem in ganz Sizilien fruchtbetonte und vollmundige Weine entstehen. Zu den wichtigsten weißen Trauben gehört der zunehmend beliebte Grillo. Sizilianische Dessertweine wie der Marsala sind weltberühmt. Dank ihres konsequenten Qualitätskurses gehört die Weininsel Sizilien aktuell zu den spannendsten Weinbauregionen Italiens.

Sardinien
Die Mittelmeerinsel Sardinien ist ein Paradies für Genießer:innen. Neben einzigartigen kulinarischen Spezialitäten wartet die sardische Genusskultur mit knackigen Weißweinen und würzigen Rotweinen aus einem großen Schatz einheimischer Rebsorten auf. Sardinien verwöhnt Feinschmecker:innen mit zahlreichen Leckerbissen aus der Tyrrhenischen See wie Fischrogen, Thunfisch und Meeresfrüchten. Dank der weit verbreiteten Schafzucht, verfügt die Insel auch über hervorragenden Käse wie den Pecorino Sardo. Zu sardischem Wein empfehlen wir sardische Gerichte wie die Pasta Risotto mit Bottarga di Mugine. Besonders gut passt ein frischer und kerniger Vermentino. Zum Beispiel aus der Weinbauregion Gallura im Norden Sardiniens. Zu den bekanntesten Rotweinen der Insel gehört der Cannonau di Sardegna,
Die wichtigsten Weine aus Süditalien
Die Vielfalt der Weine aus Süditalien ist schier unerschöpflich. In Deutschland ist der Primitivo sicherlich am bekanntesten. In der Regel stammt er aus Apulien. Als beste Herkunft für die mollige Rebsorte gilt die DOCG Primitivo di Manduria. Aus Sizilien sollte man unbedingt mal einen Nero d’Avola aus der überregionalen DOC Sicilia probieren. Vermentino und Cannonau di Sardegna sind die Klassiker der Mittelmeerinsel Sardinien. Aus Kampanien solltet ihr unbedingt mal die Weißweine Fiano di Avellino oder Greco di Tuffo probieren.
Wer Rotwein bevorzugt, ist mit einem Aglianico del Vulture aus der Basilikata bestens bedient. Und wer sich für das kleine Kalabrien interessiert, muss den berühmten Cirò unbedingt mal kosten. Am besten, ihr probiert euch entlang regionaltypischer Rebsorten und Appellationen durch die Weinwelt Süditaliens. So könnt ihr euch schnell einen Überblick verschaffen und eure Weinerkundungen bei wachsender Neugier leicht vertiefen.