Erfahrt von dem Master of Wine James Davis spannende Details über das traditionsreiche Weingut in der Pfalz.
Ich bin seit langem ein großer Fan der Weine von Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan. Aber erst im Januar 2020 hatte ich die Möglichkeit, das Anwesen zu besuchen. Kurz bevor die Welt in den Lockdown trat. Bassermann-Jordan liegt in der schönen Stadt Deidesheim in der Pfalz. Die Anreise mit dem Zug aus Frankfurt war kurzweilig und angenehm. Sie führte mich in eine Weinregion mit großer Vielfalt und Auswahl.

Rund um das Dorf Deidesheim sind großartige Weinberge zu finden. Dank der vielen Sonnenstunden herrscht ein beinahe mediterranes Klima. Kühlende Winde aus dem Haardt tragen dazu bei, Weine von großer Klarheit mit hellem Fruchtausdruck zu schaffen. Die 50 Hektar Weinberge von Bassermann-Jordan liegen malerisch um die Ortschaften Deidesheim, Forst und Ruppertsberg verteilt. Sie sind bequem fußläufig vom Deidesheimer Stadtzentrum zu erreichen. Trotz der unmittelbaren Nähe der Weinberge zueinander gibt es aber viele unterschiedliche Bodenprofile. Besonders hervorzuheben sind die Einzellagen Hohenmorgen, Kirchenstück und Jesuitengarten. Diese Rebgärten zeigen, mit welch weitsichtigem Ansatz frühere Generationen ihre Weinberge gepflegt haben.

Jeder der Weinberge von Bassermann-Jordan steht für eine eigenständige Charakteristik im Glas. Der Riesling spielt hier die Hauptrolle, aber auch Pinot Noir und Chardonnay werden angebaut. Sogar etwas Sauvignon Blanc und Cabernet Sauvignon finden sich in den sonnigen Weingärten. Aufgrund des Klimawandels werden zunehmend wärmeliebende Rebsorten aufgenommen. Ein sicheres Zeichen für das zukunftsorientierte Denken bei Bassermann-Jordan. Auch der Fokus auf ökologischen Weinbau und Nachhaltigkeit zur Förderung von Biodiversität zeugen von der Zukunftsgewandtheit des Weinguts.
Gleichzeitig steht Bassermann-Jordan für eine lange Winzertradition. Bereits seit über 300 Jahren ist das Weingut in der Pfalz ansässig. Seit jeher ist es ein wichtiger Motor für die Entwicklung der Pfälzer Qualitätsweine. Gegründet wurde es 1718 von Peter Jordan, dessen Sohn es weiter ausbaute.

Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert leistete Andreas Jordan echte Pionierarbeit. Er beschäftigte sich als erster Winzer in der Pfalz, mit dem Zeitpunkt der Lese und dem entsprechenden Zuckergehalt der Trauben. Sein Denken ging schon damals in die Richtung der heutigen Prädikatsweine. Auch untersuchte er eingehend die Edelfäule Botrytis, die für die Süßweine höherer Prädikate unerlässlich ist. Der Hauptprotagonist war für ihn die Natur. Das Eingreifen des Menschen sollte möglichst in den Hintergrund treten. Sein Verständnis und der Respekt für natürliche Prozesse stehen in engem Zusammenhang mit dem Terroir-Gedanken, also der Überzeugung, die Herkunft eines Weins parzellengenau abzubilden. Viel Feingefühl, enormes Know-how und ein kompromissloser Qualitätsanspruch sind die Voraussetzung für diesen Ansatz. Andreas Jordan war in dieser Hinsicht ein Vorreiter in der Pfalz.

Die Familiengeschichte setzt sich mit Ludwig Andreas Jordan fort. Als findiger Geschäftsmann vermarktete er seine Weine erfolgreich auf Messen und Ausstellungen. Er ging dabei für seine Zeit sehr innovativ vor. Unter seiner Führung wurden auch die Beziehungen zu lokalen Politikern gepflegt, die auf dem Weingut eine Art Diskussions-Club pflegten. Diese Verbindung zwischen Bassermann-Jordan und der politischen Elite trug dazu bei, einige der weinbaulichen Fortschritte und Innovationen gesetzlich zu verankern. Angesehene Politiker ihrer Zeit besuchten Bassermann-Jordan immer wieder. Darunter war auch Reichskanzler Otto von Bismarck sowie Mitglieder der Bayrischen und Englischen Königshäuser.
Ludwig Andreas Jordan war sehr daran gelegen, den Familiennamen Jordan im Weingutsnamen weiterzuführen. Er hatte aber keine Söhne. Aus der Ehe seiner Tochter Auguste mit Emil Bassermann ging schließlich 1883 der Name Bassermann-Jordan hervor. Die beiden ältesten Söhne des Ehepaars, Ludwig und Friedrich von Bassermann-Jordan, führten das Weingut erfolgreich weiter und wurden Gründungsmitglieder des heutigen Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Dieser Zusammenschluss von rund 200 Weinerzeuger:innen in Deutschland, gekennzeichnet durch das Symbol des Traubenadlers, steht für Qualität auf höchstem Niveau.

Der familienorientierte Ansatz von Bassermann-Jordan hat dazu beigetragen, die Philosophie des Weinguts über viele Generationen hinweg weiterzugeben. So bleiben die einzigartigen Produktionsmethoden erhalten und werden Schritt für Schritt verfeinert. Auch über die Familienbande hinaus. Ulrich Mell, der technische Leiter des Weinguts und Lucas Nägele, verantwortlich für die geschäftlichen Geschicke von Bassermann-Jordan, leben die Philosophie ihrer Pioniere. Dem natürlichen Ausdruck der Weine und dem jeweiligen Terroir geben sie daher den größtmöglichen Raum. Sie verstehen sich als Begleiter der natürlichen Entwicklung der Weine.
Vom Weinexperten verkostet
Der ‘Andreas’ Riesling ist sehr knackig und frisch, mit schöner Rundung. Er hat einen wunderbar aromatischen und würzigen Charakter mit Noten von Apfel und Zitrusfrüchten.
Ein sehr vielseitiger Riesling, der, mit nur 11 Volumenprozent, leicht zu trinken ist. ‘Andreas’ ist ein toller Aperitif und passt gut zu leichten Speisen. Dank seiner knackigen Charakteristik und der lebendigen Säure lässt er sich auch gut mit Fischgerichten kombinieren.
Der ‘Friedrich’ Weißburgunder hat eine schöne Fülle und die gleiche Rundheit, die der Riesling aufweist. Er hat schöne Noten von Melone und Banane. Dazu kommt ein Hauch von Birne mit floralen Noten. Ähnlich wie der Riesling, ein sehr süffiger Weißwein, der wunderbar zu kräftigen Fischgerichten oder sahniger Pasta passt. Am besten jung, frisch und kühl getrunken.
Der ‘Ludwig’ Blanc de Noir ist ausdrucksstark und offen, mit lieblichen roten Fruchtnoten von Himbeere und Roter Johannisbeere. Ein ungewöhnlicher und köstlicher Weißwein aus rotschaligen Trauben. Neben der roten Frucht bringt er spannende Aromen von tropischen Früchten und Zitrusfrüchten zum Ausdruck. Eine feine Säurestruktur verleiht viel Frische und Lebendigkeit. Ein idealer Sommerwein, der gut zu asiatischen Speisen oder sogar exotischen Früchten wie Mango passt.